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Wenn die Wildnis ruft…

Toiltette im Freien

Toiltette im Freien… und keine vernünftige Toilette zur Hand ist. Ein Erfahrungsbericht von Frank.
Kennen Sie Vincent Gallo? Das ist ein ziemlich durchgeknallter US-Schauspieler und Filmemacher, der einen seiner ersten Filme – ich glaube, es war „Buffalo 66“ – mit folgender toller Szene beginnen lässt: Ein Mann (Gallo) kommt aus dem Gefängnis. Statt sich seiner Freiheit zu erfreuen, wirkt er extrem angespannt. Und er ist es auch: Er hat nämlich extremen Druck auf der Blase – und findet in der Freiheit keinen Ort, um sich Erleichterung zu verschaffen. Ich will jetzt nicht verraten, wie es ausgeht. Aber die Szene hat mich auf die Idee gebracht, über dieses allzu menschliche Problem mal ein paar Zeilen zu schreiben – aus der Sicht eines Globetrotters.

Toiletten dieser Welt, vereinigt euch

Wer einmal vor/auf einer dieser französischen oder italienischen Steh-Keramik stand, weiß sowieso, wovon ich rede: Das erste Mal ist das schwerste. Man möchte, man sollte, man muss, es pressiert vielleicht sogar schon – aber irgendwie findet man es … fremdartig. Es kommt einem einfach nicht natürlich vor, seine Notdurft in ein Loch zwischen zwei Keramik-Fußstützen zu versenken. Das hat dann auch nichts mit dem Phänomen „schüchterne Blase“ zu tun. Paruresis – so der Fachbegriff für eine psychisch bedingte Entleerungsstörung – ist etwas anderes. Schließlich ist man ja allein hinter der Tür, die sich im günstigen Fall sogar verriegeln lässt. Was übrigens nicht in allen Ländern selbstverständlich ist. Nein, ich spreche hier nicht von dritte-Welt-Toiletten…
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New York, New York, oder warum man nach einer mehrstündigen Fahrt im Überlandbus nicht an die Niagarafälle denken sollte

… sondern von der Hauptstadt der modernen Welt: New York City. Die Toiletten im legendären Musik-Club CBGB’s ließen mich ein wenig an der Zivilisation zweifeln: Durch den Saal, vorbei an der Bar, hinten durch den schlauchartigen Gang, da waren sie: links Gentlemen, rechts Ladys. Oder vielleicht auch umgekehrt, das war auf den ersten Blick nicht klar; denn Türen gab es dort nicht. Weder im Eingang, noch an den einzelnen Kabinen. Und das einzige Mal, dass ich da war, bot sich mir der unvergessliche Anblick: links sitzt einer auf dem Pott, rechts eine. Hätte nur gefehlt, dass sie sich angeregt über die 6-Meter-Distanz unterhalten. Zum Beispiel über die neuesten Graffitis.
Ein Extremfall? Keineswegs: Einen Tag später fand ich mich im Central Park im vollbesetzten Toilettenhaus. Türen? Fehlanzeige? Und scheinbar hat’s keinen gestört. Für mich wär das nichts.

Andere Länder, andere Sitze

In Japan war ich noch nie, aber aus mindestens einem Grund würde ich liebend gern dorthin fahren: Dort gibt es nämlich die „Geräuschprinzessin“ – ein technisch hochentwickeltes Gerät, das die Geräusche abgehender Darmwinde durch die Simulation einer Toilettenspülung übertonen soll. Früher sollen die Japaner und Japanerinnen – für die Damen wurde diese Audio-Verschleierungs-Technologie entwickelt – ständig die richtige Spülung betätigt haben. Was natürlich aus ökologischer Sicht absurd war. Ein Hoch also auf die Geräuschprinzessin und die weiteren Annehmlichkeiten der japanischen Toilettenkultur (die übrigens eine eigene Wikipedia-Seite hat!). Dort soll es übrigens auch Toiletten geben, die einen beheizten Sitz haben und ihren Deckel automatisch lüften, wenn man sich nähert. Dufte!

Geschlechtergleichheit – auch in diesem Bereich nur Wunschdenken

Wenn es Männer schon manchmal so schwer haben, was sollen denn Frauen sagen? Ja, ich weiß, Schlitz auf und Druck ablassen, das ist für Frauen in vielen Situationen völlig unpassend, geht sowieso nicht und wäre womöglich sogar gefährlich. Für sie gibt es aber immerhin ein ziemlich praktisches Produkt wie die „Pibella“, ein kleines Röhrchen, das den Damen komfortables Wasserlassen im Männerstil erlaubt.
Den richtigen Ort dafür zu finden, wie Vincent Gallo im Film, ist dann ein ganz anderes Problem.

Foto: Tahoe Bearables – Fotolia

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